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PARISER QUARTETTE VON GEORG PHILIPP TELEMANN

Sheng-Fang Chiu, Blockflöte

Félix Verry, Barockgeige

Domen Marinčič, Gambe

Guilherme Barroso, Theorbe

Márton Borsányi, Cembalo                                                                                                                                                                     

Wieso Telemann und nicht Bach? - oder die Beichte eines Cembalistens

Man studiert ja Musik, noch sogar Alte Musik, noch näher Cembalo. Man lernt vieles (oder lässt sich quälen - nur eine Frage des Gesichtspunkts) von dem grössten Meister der Fugen, von Johann Sebastian Bach. Und wenn man mit der einen Fuge fertig ist, lernt man sofort eine neue Fuge von Johann Sebastian Bach. Und wenn man mit dieser Fuge auch fertig ist... Also, Sie, liebe Leserinnen und Leser, haben jetzt schon eine Ahnung, wieviel sich ein Musiker, der auch noch unglücklicherweise Cembalist geworden ist, mit Bach und mit seiner Musik beschäftigen muss. Das war auch bei mir so. Man lernt andere Komponisten kaum noch kennen, deshalb liebt man andere Komponisten auch weniger.

Ich hatte deshalb keine Ahnung von Telemann und seine Musik überhaupt, bis ich 25 Jahre alt geworden bin. Mein Lehrer damals hat mir eine Freikarte für sein Konzert mit Orchester beim Magdeburger Telemannfestspiel geschenkt. Ich wollte nicht so richtig hin, es ist ja nur Telemann, wer ist er schon im Gegensatz zu Bach? Aber ich habe meinen Lehrer doch gemocht. Nach etwas Zögern machte ich mich doch auf dem Weg zum Konzert von Leipzig nach Magdeburg.

Telemann, Telemann, wer ist dieser Bach noch???? - Die Welt hat sich auf den Kopf gestellt. Es war im Programm das schönste Geigenkonzert der Welt in e Moll, ein Pariser Quartett, ein Konzert für 4 Soloviolinen und eine grosse Suite für grosses Orchester. In einem Moment wollte ich lachen vom Humor in der Musik, im anderen weinen, weil die Melodie so traurig war und gerade das Herz getroffen hat. Die musikalischen Einfälle von Telemann waren zahlreich, die Melodien leicht zu merken und wie ein Ohrwurm. Schade, dass das Konzert nur 5 Minuten lang gedauert hat, auch wenn die Uhr 18 Uhr beim Anfang des Konzertes und 19 Uhr 30 am Ende gezeigt hat!

Nach dieser Erfahrung habe ich mir vorgenommen, Telemann dem Publikum näher zu bringen. Telemann ist nicht nur der Komponist von den kleinen Blockflötensonaten die Ihre, liebe LeserInnen, Kinder zu Hause lernen und immer wieder üben müssen. (Damit meine ich nicht, dass die Kinder nicht üben sollen!) Telemann ist einer von den grössten Genies des Barocks und sein Lebenswerk umfasst Opern, Oratorien und vor allem Kammermusik auf dem höchsten Niveau. In Egerkingen dürfen wir Telemann mit solchen renommierten, mittlerweile Stammgastmusikern wie Sheng-Fang Chiu und Domen Marincic spielen. Wenn man Telemann mit solchen guten Musikern und so lebhaft spielt, so versteht man sofort, weshalb Johann Mattheson, der grösste Musiktheoretiker seiner Zeit, in seiner Grundlage einer Ehren-Pforte über ihn das folgende schreibt:
"Ein Lulli wird gerühmt; Corelli lässt sich Loben;
Nur Telemann allein ist übers Lob erhoben."

Márton Borsányi

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